DAS GEWAND


Auslobung Hersbruck 2021/22

Teinahme am „Kunstwettbewerb ErinnerungsRÄUME“

„Wenn Sie nur eine Jacke haben, eine Hose und es regnet, was machen Sie? Man wird nass. Man kommt in die Baracke zurück und ist nass. Es gibt keinen Ofen. Man schläft im Bett – nass. Man steht am nächsten Morgen auf und geht in den Steinbruch, und es regnet immer noch. Man ist immer nass. Deshalb gab es viel Tote durch Rippenfellentzündung und Tuberkulose.“

Clement Meis, seit Februar 1944 im KZ Flossenbürg

Bei einem Besuch in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg stieß ich auf dieses Zitat und seitdem lässt es mich nicht mehr los.

Im Rahmen des Wettbewerbs habe ich mich intensiv mit der Kleidung der Gefangenen beschäftigen. Nur ein Gewand, Tag und Nacht, Sommer wie Winter.

Wonach mögen sich die Gefangenen gesehnt haben, was hätten sie gebraucht? Wie war es in dieser entsetzlichen Kälte? Die Zeilen haben mich veranlasst, eine Antwort auf dieses unablässige Frieren und die Sehnsucht nach Wärme zu suchen. In meinem Wettbewerbsbeitrag habe ich „Reste der gestreiften Häftlingskleidung“ und Rohwolle vom Schaf miteinander in Beziehung gesetzt. In einer kleinen künstlerischen Arbeit wurden diese beiden Elemente zusammengebracht. Ich wollte eine Brücke zwischen erlebter Realität und Überlebensnotwendigem schlagen. Die Kälte mit Wärme beantworten.

Das Gewand | 270 x 55 cm | Schafwolle, Stoff, Farbe, Papier | 2021

Dazu habe ich recherchiert. Aus welchem Material ist die Kleidung? Gibt es heute noch Originale? Wo wurde sie produziert?

Bei einem Besuch im Archiv der Gedenkstätte KZ Flossenbürg, durfte ich einen Einblick ins Depot bekommen und habe Original Kleidungsstücke sehen dürfen. Die Kleidungsstücke waren zum Teil aus Wolle und zum Teil vermutlich aus Leinen. Es gibt noch einige sehr gut erhaltene Stücke. Die gestreifte Kleidung war ein bewusster Vorgang des NS-Regimes, die Gefangenen Strafgefangenen gleichzusetzen und weiter zu entwürdigen. Woher die Stoffe kamen und wer sie genäht hat, ließ sich bisher nicht herausfinden.

So entstand die Idee: Kälte und Wärme – Textur aus Resten der gestreiften Häftlingskleidung und Rohwolle vom Schaf

In den letzten Jahren habe ich mich bereits mit den Folgen des Nationalsozialismus auf die nachfolgenden Generationen auseinandergesetzt. Dazu sind bspw. folgende Arbeiten entstanden: Mantel des Schweigens, Turning inside out, La bocca, Woodoo?

Das Gewand | 270 x 55 cm | Schafwolle, Stoff, Farbe, Papier | 2021